Ja zum Leben-Trotz Krankheit
95. Jahrestagung der Thüringer Gesellschaft für Psychiatrie, Neurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie (TGPNK)
Die Pandemie und der damit verbundene Lockdown hatten dazu geführt, dass die 95. Jahrestagung der Thüringer Gesellschaft für Psychiatrie, Neurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie (TGPNK) im Mai 2020 am Tagungsort Zentrum für Seelische Gesundheit der Thüringen-Kliniken „Georgius Agricola“ GmbH in Saalfeld verschoben werden musste. Die thematischen Vorbereitungen waren abgeschlossen und ein neuer Termin am 08. und 09. Oktober 2021 wurde optimistisch festgelegt. Aber auch jetzt war der Verlauf der Pandemie nicht vorhersehbar und erneut war die Veranstaltung gefährdet. Es ist dem unermüdlich-kreativen Einsatz von Herrn Chefarzt Dr. med. Thomas Sobanski als wissenschaftlichem Leiter sowie dem Organisationstalent und Durchhaltevermögen der Fa. Meier & Teicher / Leipzig zu verdanken, dass die Tagung am Veranstaltungsort Saalfeld unter Einhaltung aller Hygienerichtlinien in Präsenz stattfinden konnte. Trotz der damit verbundenen Einschränkungen wurde die 95. Jahrestagung der Thüringer Gesellschaft für Psychiatrie, Neurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie von 120 Kolleginnen und Kollegen besucht. Es waren Freude und Erleichterung zu spüren, dass endlich wieder eine persönliche Begegnung möglich wurde. Die Teilnehmer wurden mit wissenschaftlich hochklassigen Vorträgen belohnt.
Nach Abschluss der Facharztcurricula Neurologie, Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie begann am Nachmittag die Tagung. Den Auftaktvortrag hielt Herr Dr. Thorsten Sukale aus Ulm zum Thema selbstverletzendes Verhalten und soziale Medien. Er arbeitete grundsätzlich die Unterschiede zwischen suizidalem und nichtsuizidalem selbstverletzenden Verhalten heraus und berichtete ausführlich über das in seiner Abteilung entwickelte therapeutische Onlineprogramm. Herr Prof. Dr. Martin Walter aus Jena lenkte dann in seinem Vortrag den Fokus auf die neurobiologischen Mechanismen der Wirkung von Ketamin in der Behandlung therapieresistenter Depressionen. Da nur ein Drittel aller depressiven Störungen auf die bisherigen Therapien ansprechen, referierte Prof. Walter neben den Forschungsergebnissen im neuronalen Bereich auch die bisherigen Behandlungserfahrungen in seiner Klinik an der FSU Jena. Im Spannungsfeld der aktuellen Diskussion über den assistierten Suizid stand der Vortrag von Prof. Dr. Raymond Voltz aus Köln zu Todeswünschen in der palliativmedizinischen Behandlung. Die sehr praxisbezogene Schilderung räumte mit mehreren Klischees auf, insbesondere wurde dargelegt, dass die Todeswünsche schwerkranker Patienten nicht als Suizidalität zu werten sind.
Der nächste Tag begann traditionell mit einem Überblick zu den neuesten pharmakotherapeutischen Entwicklungen in unseren drei Fachgebieten. Trotz aller schwierigen Bedingungen und der hohen Belastung in den Kliniken war es auch in diesem Jahr gelungen, junge Kolleginnen und Kollegen für die Ausarbeitung von Kurzvorträgen zu begeistern. In den neun Vorträgen wurden alle Fachgebiete erfasst. Insgesamt war ein sehr hohes wissenschaftliches Niveau zu verzeichnen. Dies machte die Abstimmung für die diesjährige Preisverleihung nicht leicht.
Der letzte Hauptvortrag des Tages war ein besonderer Höhepunkt. Einer der renommiertesten Depressionsforscher unseres Landes und weltweit, Herr Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf aus Bayreuth, referierte in einem umfassenden Update zum Thema Suizidalität. Die Fülle der wissenschaftlichen Erkenntnisse zog eine lebhafte Diskussions- und Fragerunde nach sich.
Zum Abschluss der Tagung wurde der Theodor-Ziehen-Preis verliehen. Nach Abstimmung durch den Vorstand und die Tagungsteilnehmer konnte sich Frau Dr. Irina Mäurer aus der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Jena über den mit 500 € dotierten Preis freuen. Sie hatte mit der Darstellung des interdisziplinären Managements von neurologischen Immuntherapie-Effekten bei Tumorpatienten überzeugt.
Wir hoffen, dass die für den 20.-21.Mai 2022 geplante 96. Jahrestagung am Veranstaltungsort im Ökumenischen Hainich Klinikum Mühlhausen die gleiche Resonanz findet. Zu einer aktiven Mitgestaltung der Tagung durch Weiterbildungsassistenten wird erneut aufgerufen.
Wir laden Sie herzlich ein, jeweils aktuelle Informationen sind unter www.tgpnk.de abrufbar.
Dipl.-Med. Bernd Preissner
Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der TGPNK
Praxis für Neurologie und Psychiatrie
Puschkinallee 5
99867 Gotha
Dipl.-Med. Annekathrin Faour
Vorsitzende der Vorstandes der TGPNK Katholisches Krankenhaus Erfurt
Haarbergstarssse 72 99097 Erfurt